Inhalt
- Was versteht man unter User Experience (UX)?
- Was ist der Unterschied zwischen Usability und User Experience?
- Was ist der Unterschied zwischen UX und UI?
- Bestandteile der User Experience
- Warum ist UX wichtig?
- Wie stelle ich gute UX bei der Auswahl von Business Software sicher?
- Was sind die 7 Prinzipien der User Experience?
- Wie misst man User Experience?
- Checkliste: So verbessern Sie gezielt die User Experience
- Die Geschichte von User Experience
- UX Trends
Ob Verbraucher eine Software kaufen und nutzen, eine Website öfter besuchen, aber auch ob sie zufrieden mit einem Staubsauger sind, ist abhängig von der User Experience (UX). Sie ist ausschlaggebend für die erfolgreiche Positionierung und Kommunikation mit dem Nutzer und für den Erfolg von Produkten und Services. Was genau ist mit User Experience gemeint? Warum ist sie so entscheidend und warum spielt sie auch für Ihr Unternehmen eine wichtige Rolle?

Was versteht man unter User Experience (UX)?
User Experience (kurz: UX), bzw. auf Deutsch „Nutzererlebnis“ beschreibt das Erlebnis bei der Anwendung eines Produkts oder Services. Genauer gesagt, umfasst sie alle Emotionen, Vorlieben, Wahrnehmungen sowie physische und psychologische Reaktionen eines Nutzers bei der Interaktion mit einem Service oder Produkt. Dabei ist der Begriff Interaktion bewusst gewählt, da User Experience nicht erst bei der konkreten Nutzung eines Produkts beginnt und endet, sondern auch die Berührungspunkte vor und nach der Nutzung wichtig sind.
Der Begriff ist genormt wird vorwiegend im digitalen Bereich zur Beurteilung der User-Erfahrung mit Softwares, Websites oder Apps genutzt, ist aber nicht darauf beschränkt, sondern kann sich auch auf nicht-digitale Produktinteraktionen beziehen.
Die DIN EN ISO 9241-210, eine Normierung für die Mensch-Computer-Interaktion, definiert User Experience wie folgt:
“A person’s perceptions and responses that result from the use and/or anticipated use of a product, system or service. “
Auf Deutsch:
„Die Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die sich aus der Nutzung und/oder der erwarteten Nutzung eines Produkts, Systems oder einer Dienstleistung ergeben.“
Die User Experience umfasst das gesamte Nutzungserlebnis, welches man bei der Verwendung eines Produktes erfährt. Nutzer sollen nicht nur möglichst schnell und reibungslos an ein Ziel kommen (Usability), sondern auch positive Gefühle wie Spaß oder Freude bei der Benutzung („joy of use“) erleben.
Was bedeutet Joy of use?
Als Joy of Use (Freude an der Nutzung) wird die positive Erfahrung eines Nutzers bei der Verwendung eines Produkts bezeichnet. Joy of use wird eher unbewusst wahrgenommen und kann durch eine ansprechende Ästhetik gefördert werden. Auch spielerische Elemente oder Gamification erhöhen die Freude an der Nutzung von Produkten und erleichtern in vielen Fällen die Bedienung.
Was ist der Unterschied zwischen Usability und User Experience?
Die Begriffe User Experience und Usability werden häufig synonym zueinander verwendet. Tatsächlich ist es aber so, dass Usability ein Teil der UX ist.
Usability bezeichnet Benutzerfreundlichkeit beziehungsweise die Gebrauchstauglichkeit digitaler Produkte. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Design und der Bedienbarkeit.
Die ISO-Norm DIN EN ISO 9241 definiert den Begriff Usability als „das Ausmaß, in dem ein interaktives System durch bestimmte Nutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen“.
User Experience beschreibt also die Erwartungen, Wahrnehmungen und Reaktionen des Users vor, während und nach der Nutzung eines Systems oder Software-Produkts. Usability hingegen beschreibt, wie intuitiv die Bedienung eines Systems ist.
Was ist der Unterschied zwischen UX und UI?
Auch die Begriffe UI (User Interface) und UX und werden oft in einem Atemzug genannt, bezeichnen allerdings unterschiedliche Dinge.
Was bedeutet User Interface?
User Interface (UI) bedeutet so viel wie Benutzerschnittstelle. UI ist die visuelle und interaktive Oberfläche eines Produkts. Einfach gesagt: Alles, was man bei der Nutzung sieht und womit man direkt interagiert, wie Buttons, Menüs, Farbschemata usw. Das UI stellt sozusagen die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine dar. Es kann sich dabei um die grafische Benutzeroberflächen von Software handeln oder auch physische Schnittstellen, wie z.B. einen Lichtschalter.
Das User Interface ist Teil der UX. Während UI also für das „Look and Feel“ zuständig ist, sorgt UX dafür, dass die Nutzung insgesamt eine gute Erfahrung ist. Beides ist notwendig, um digitale Produkte nutzerfreundlich und attraktiv zu gestalten.
Bestandteile der User Experience
Für eine gute User Experience müssen visuelles Design, Mensch-Computer-Interaktion, Psychologie, Rezeptionsforschung sowie die Software-Entwicklung zusammenspielen. Folgende Komponenten sind essenzielle Bestandteile des UX Designs:
Usability
Einfache Bedienung. Die wichtigsten Funktionen müssen schnell erreichbar, gut als solche erkennbar und intuitiv sein. Hierbei spielt auch die Informationsarchitektur eine wichtige Rolle. Informationsarchitektur umfasst das Strukturieren und Organisieren von Informationen, sodass der Nutzer sie möglichst intuitiv finden kann.
Look
Die Gestaltung eines Produkts, bzw. des User Interfaces (UI), wirkt sich auf die subjektive Wahrnehmung des Nutzers aus. Allein das Design kann Auswirkungen darauf haben, ob ein Produkt als glaubwürdig oder begehrenswert wahrgenommen wird. Wichtig ist hierbei: auch das Visual Design trägt zur Usability bei. Es kann den User visuell dabei unterstützen wichtige Funktionen schneller zu finden. Dabei helfen können auch sogenannte Micro Animations. Micro Animations sind Designelemente, die den User subtil und meist spielerisch darüber informieren, ob seine Interaktion erfolgreich war. Häufig werden dazu reale Interaktionen, wie das Drücken eines Knopfs oder das Öffnen von Boxen oder Türen imitiert. Ein Beispiel für Micro Animations sind Ladeanimitationen wie Loading Bars, die sich z.B. beim Hochladen von Dateien langsam füllen. Diese erfüllen folgenden Zweck:
- Sie zeigen den Status und den Fortschritt des Datei-Uploads
- Die User erhalten sofort ein klares Feedback
- Sie zeigen den Nutzern das Resultat ihrer Handlung
Feel
Der dritte Bestandteil der User Erfahrung ist das subjektive Empfinden. Dabei geht es darum, welche Emotionen und Reaktionen Nutzer, vor, während und nach der Interaktion haben. Je nach Produkt kann sich dabei die Zielgruppe und deren spezifischen Anforderungen an die Nutzung stark unterscheiden. Deswegen ist es essenziell, die Zielgruppe genau zu kennen und das Nutzungserlebnis an den Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe auszurichten.
Warum ist UX wichtig?
Die User Experience ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, insbesondere für digitale Produkte. Das Nutzungserlebnis bestimmt, ob ein Kunde ein Produkt gut findet und weiterhin nutzt oder nicht. Zudem hat UX nicht nur Auswirkung auf die unmittelbare Nutzung, sondern auch auf die Markenwahrnehmung und auf die Wahrscheinlichkeit zur Weiterempfehlung. Damit hat das Nutzungserlebnis auch direkten Einfluss auf Gewinn und Umsatz eines Unternehmens.
Bedeutung von UX für SEO
User Experience hat auch auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) indirekte Auswirkungen. Insbesondere bei Websites hat die UX Einfluss darauf, wie lang die Verweildauer auf einer Seite ist, wie häufig eine Seite besucht wird, beziehungsweise wie hoch die Absprungrate ist.
Bedeutung von User Experience für Unternehmen
Tatsächlich spielt User Experience für alle Unternehmen eine wichtige Rolle: Nämlich dann, wenn es um die Auswahl der richtigen Business Software, wie beispielsweise CRM-Lösungen geht. Hier wird die Bedeutung der UX häufig unterschätzt. Aspekte wie Leistungsumfang, Kompatibilität und Performance stehen bei der Auswahl neuer Software in der Regel im Vordergrund. Ob die Mitarbeiter die neue Software annehmen und nutzen, wird oft erst zum Zeitpunkt der Softwareeinführung klar. Doch dann ist es meist schon zu spät, da das Projekt schon am Ende und die Rechnungen für die Entwicklung und Implementierung der neuen Software bereits bezahlt sind. Bei der Auswahl von Business Software auf gute User Experience zu achten, bringt jedoch Vorteile:
Zeit und Kostenersparnis
Mit einer Software mit guter User Experience sparen Sie Zeit und Kosten für die Schulung Ihrer Mitarbeiter. Sie ist intuitiv zu bedienen oder leitet visuell den Benutzer selbst an.
Nutzungsmotivation und höhere Anwenderakzeptanz
Gute UX fördert auch die Motivation für die Nutzung einer Software. Die beschriebene „Joy of Use“ hat großen Einfluss auf die Akzeptanz der Anwender. Eine Software deren Nutzung Spaß macht und die den Nutzer schnell und effizient an sein Ziel bringt, wird auch häufiger genutzt.
Wie stelle ich gute UX bei der Auswahl von Business Software sicher?
Während UX im Consumer-Bereich oft mit emotionaler Ansprache und ästhetischer Gestaltung verbunden wird, spielt sie im Bereich von Business-Software eine andere, dennoch wichtige Rolle: Sie entscheidet maßgeblich über Produktivität, Nutzerakzeptanz und Fehleranfälligkeit im Arbeitsalltag.
Gute UX in Unternehmensanwendungen bedeutet: intuitive Bedienbarkeit, klare Informationsarchitektur, reibungslose Workflows – auch bei komplexeren Anforderungen. Also wie erkennt man im Auswahlprozess, ob eine Software diesen Ansprüchen gerecht wird?
1. Individuallösungen und individualisierbare Standardsoftware bevorzugen
Individuallösungen sind zu 100% an Ihre Prozesse angepasst, jedoch oft sehr teuer. Der Mittelweg zwischen starrer Standardlösung und kostenintensiver Eigenentwicklung liegt oft in konfigurierbaren, modularen Systemen. Diese ermöglichen es, die Software auf die realen Arbeitsprozesse im Unternehmen zuzuschneiden – anstatt bestehende Abläufe an die Software anzupassen. So lassen sich UX-relevante Aspekte wie Menüführung, Rollen- und Rechtekonzepte oder Dashboards gezielt anpassen.
Tipp: Achten Sie auf Tools mit flexiblen API-Schnittstellen und Customizing-Optionen. Sie bieten meist langfristig die beste UX-Entwicklungsperspektive.
2. Testversionen nutzen
Vor der finalen Entscheidung sollte jede potenzielle Lösung selbst getestet werden. So müssen Sie sich nicht allein auf Sales-Pitches und Präsentation verlassen. Auch Tests von Endanwendern aus verschiedenen Fachbereichen helfen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
3. Agiles Vorgehen ermöglicht kontinuierliche UX-Optimierung
Gerade bei größeren Implementierungsprojekten empfiehlt sich ein agiles Vorgehen mit iterativen Sprints. So kann in kurzen Zyklen regelmäßig geprüft werden, ob die entwickelten Funktionen tatsächlich nutzerfreundlich und effizient sind. Nutzerfeedback fließt dabei direkt in die nächste Iteration ein. Dadurch erhalten Sie ein Endprodukt, das perfekt zu Ihren Bedürfnissen passt.
4. Change-Management und UX gehören zusammen
Die beste UX hat nur Wirkung, wenn Mitarbeiter bereit sind, neue Software zu akzeptieren. Daher sollten Schulungen, Kommunikation und begleitende Maßnahmen zur Einführung fester Bestandteil der UX-Strategie sein. Klar strukturierte Onboarding-Prozesse, kontextbasierte Hilfen (Anleitungen und Tutorials) und regelmäßige Feedbackmöglichkeiten stärken die Akzeptanz und verringern Reibungsverluste.
Was sind die 7 Prinzipien der User Experience?
Es gibt 7 Grundprinzipien, denen UX folgen sollte:
- Userzentrierung
- Konsistenz
- Hierarchie
- Kontextualität
- Nutzerkontrolle und Feedback
- Zugänglichkeit
- Benutzerfreundlichkeit
1. Userzentrierung
Eines der wichtigsten Prinzipien der User Experience ist die Nutzerzentrierung, bzw. Userzentrierung. Nutzerzentrierung bedeutet die Bedürfnisse der User an erste Stelle zu setzen und Strukturen und Design daran zu orientieren. Sie ist im UX-Prozess fest verankert: Beginnend mit der Nutzerforschung zur Identifizierung des zu lösenden Problems und zur Zielgruppendefinition bis hin zum User Testing, um zu überprüfen, wie gut das Produkt den Nutzerbedürfnissen entspricht.
2. Konsistenz
Ein weiteres wichtiges Prinzip der UX ist Konsistenz. Konsistenz hat dabei mehrere Ebenen.
Einerseits sollten Look und Design über alle Kanäle und Geräte einheitlich gestaltet werden. Ob App, Website oder Social-Media-Feed – Elemente wie Farben, Buttons, Links oder die Tonalität sollten durchgängig gleich sein.
Zudem sollten Funktionen und Icons etc., die User von anderen Geräten, Apps oder Websites kennen, auch konsistent verwendet werden. Hierbei geht es nicht darum die Konkurrenz zu kopieren, sondern gewohnte Vorgänge zu belassen und die Erwartungen der User zu erfüllen. Hat der Button mit dem X beispielsweise plötzlich eine andere Funktion als ein Fenster oder Programm zu schließen, ist das keine gute User Experience.
Durch Konsistenz wird ein Produkt leichter verständlich und kann schneller voll genutzt werden.
3. Hierarchie
Das dritte UX-Prinzip, Hierarchie, beeinflusst maßgeblich, wie ein User durch ein Produkt navigiert und wie einfach bzw. komplex dieser Prozess ist. Hierarchie erleichtert die Navigation, indem sie die wichtigsten Elemente hervorhebt und den Nutzer direkt zum Ziel führt.
Hierarchie spielt dabei in zwei Bereichen eine Rolle:
Informationsarchitektur bezieht sich auf die Gesamtstruktur einer Website, App oder Software. Die Anordnung von Elementen sollte dabei die Priorität widerspiegeln. Alle wichtigen Informationen und Funktionen sollten z.B. bei einer Website möglichst im oberen Bereich platziert werden.
Visuelle Hierarchie bezieht sich auf das Layout einzelner Elemente. Wichtiges wird z. B. durch Position, größere Schrift, kontrastreiche Farben oder Hervorhebungen betont. Eine große Überschrift am Seitenanfang zieht z. B. sofort die Aufmerksamkeit auf sich.
4. Kontext
Ein weiterer UX-Grundsatz ist Kontext. User Experience kann nicht isoliert gestaltet werden. Man muss dabei Bedenken in welchem Kontext Produkte verwendet werden:
Beispielsweise:
- Wer nutzt das Produkt? Ein Produkt für Kinder muss anders aufgebaut werden als eins für Erwachsene.
- Von welchem Gerät wird auf eine Software oder App zugegriffen?
- In welcher Umgebung? (Ist es besonders laut, leise, hell oder dunkel)
Gegebenenfalls ist auch wichtig, welche Gefühle der User im Moment der Nutzung hat.
5. Nutzerkontrolle
Ein weiteres wichtiges UX-Prinzip ist die Kontrolle durch den Nutzer. Jakob Nielsen nennt „Kontrolle und Freiheit für Nutzer“ als eine der zehn wichtigsten Usability-Heuristiken für Webdesign.
Nutzerkontrolle heißt konkret, dass der Nutzer Aktionen selbst rückgängig machen oder unerwünschte Aktionen auch wieder abbrechen kann. Dadurch entsteht ein Gefühl von Freiheit und Sicherheit.
Insbesondere bei KI-unterstützen Tools und Systemen spielt die Kontrolle eine wichtige Rolle: User müssen die Möglichkeit haben, Aktionen der KI zu überschreiben oder abzustellen.
6. Barrierefreiheit
Das sechste Prinzip ist Barrierefreiheit (Accessibility). Sie ist ein entscheidender Faktor für gute UX und mittlerweile auch gesetzlich verpflichtend. Ziel ist es dabei, digitale Produkte so zu gestalten, dass sie von allen Menschen unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen genutzt werden können. Zur barrierefreien UX gehören klare Navigation, ausreichende Kontraste, große und lesbare Schriften, einfache Bedienbarkeit, Alternativtexte für Bilder und eine verständliche Sprache.
Der European Accessibility Act (EAA) verpflichtet Unternehmen dazu Produkte und Dienstleistungen barrierefrei anzubieten.
Diese Vorgaben fordern nicht nur Inklusion, sondern bieten Unternehmen auch die Chance, ihre Reichweite zu erhöhen, Nutzerzufriedenheit zu steigern und sich zukunftssicher aufzustellen.
Barrierefreies UX-Design geht über die reine Einhaltung von Richtlinien hinaus und bedeutet, ein inklusives Nutzererlebnis zu schaffen.
7. Usability
Das letzte UX-Prinzip ist die Usability, auf deutsch Gebrauchstauglichkeit, also die Frage, wie einfach ein Produkt zu bedienen ist. Wie bereits erwähnt ist Usability ein wichtiger Bestandteil der User-Experience.
Die fünf Hauptaspekte der Usability:
- Erlernbarkeit und Konsistenz: Wie schnell versteht der Nutzer das Produkt beim ersten Mal?
- Effizienz: Kann der Nutzer seine Aufgaben schnell und effektiv erledigen?
- Einprägsamkeit: Ist das Produkt nach einer Nutzungspause leicht wieder bedienbar?
- Fehlervermeidung/-behandlung: Wie viele Fehler passieren? Wie schwerwiegend sind sie? Können Nutzer diese leicht selbst beheben?
- Zufriedenheit: Macht die Nutzung Spaß oder ist sie frustrierend?
Wie misst man User Experience?
Die Erfahrung der User ist ein mehrdimensionales Konstrukt und zu einem großen Teil subjektiv, weshalb eine Messung ziemlich komplex sein kann. Dennoch gibt es Methoden zum Messen von UX. Leicht zu erheben, sind beispielsweise sogenannte harte Faktoren, wie die Ladezeiten und die Verfügbarkeit von Software oder Websites.
Schwieriger wird es bei den Elementen der UX, die subjektiv empfunden werden. Für aussagekräftige Ergebnisse müssen differenzierte Erhebungsmethoden angewendet werden.
Analyse des Nutzerverhaltens
Das Verhalten der Nutzer während der Nutzung eines Produkts kann Aufschluss über die UX geben. Dazu gibt es verschiedene Methoden:
Eyetracking
Beim sogenannten Eye-Tracking werden mit Hilfe spezieller Geräte die Augenbewegungen von Usern verfolgt, zudem können mit speziellen Tracking Tools auch Mausklicks mitverfolgt werden. So kann nachverfolgt werden, worauf der Nutzer am ehesten reagiert und wie schnell er zum Ziel kommt.
Heatmapping
Heatmaps sind ein wertvolles Werkzeug in der UX-Analyse, um das tatsächliche Verhalten von Nutzern auf einer Website oder App visuell darzustellen. Sie zeigen durch farbliche Markierungen, welche Bereiche besonders häufig angesehen, geklickt oder gescrollt werden. Warme Farben wie Rot und Orange stehen für hohe Aktivität, kühle Farben wie Blau und Grün für geringe Interaktion. Dadurch lassen sich z. B. blinde Flecken, übersehene Buttons oder besonders beliebte Inhalte schnell identifizieren. Heatmaps liefern somit konkrete Hinweise darauf, wo Nutzer wirklich mit der Seite interagieren und wo Optimierungspotenziale liegen. Besonders in Kombination mit A/B-Tests oder Usability-Tests helfen sie, Designentscheidungen datenbasiert zu treffen.
Usability Tests
Usability-Tests gehören zu den wirkungsvollsten Methoden der UX-Forschung, um Schwachstellen in digitalen Produkten aufzudecken. Dabei beobachten UX-Experten, wie User typische Aufgaben auf einer Website, App oder Softwarelösung lösen: Ein Formular ausfüllen, einen Kauf abschließen usw. Die Testpersonen denken dabei laut oder geben im Anschluss Feedback. Fehlbedienungen, Frustrationen und Missverständnisse werden dadurch direkt sichtbar. Selbst mit wenigen Teilnehmenden lassen sich oft schon zentrale Usability-Probleme erkennen. Usability-Tests liefern so konkrete und praxisnahe Erkenntnisse, die bei der Optimierung der Benutzerfreundlichkeit helfen – noch bevor echte Nutzer abspringen.
Befragungen der User
Eine weitere Möglichkeit zur Messung von UX sind Befragungen der User. Hierzu gibt es standardisierte Fragebögen, wie beispielsweise User Experience Questionnaire (UEQ). Der UEQ misst UX auf den Dimensionen Effizienz, Durchschaubarkeit, Steuerbarkeit, Stimulation, Originalität sowie Attraktivität und ist auf mehreren Sprachen frei verfügbar.
Checkliste: So verbessern Sie gezielt die User Experience
Nutzerzentrierung
- Zielgruppenanalyse durchgeführt (Personas erstellt, Befragungen durchgeführt)
- Nutzerbedürfnisse, Kontexte und Probleme verstanden
- Nutzertests in verschiedenen Projektphasen integriert
Struktur & Navigation
- Klarer und logischer Aufbau
- Konsistente Navigationselemente
- Suchfunktion vorhanden, sodass der User schnell ans Ziel kommt
Effizienz & Performance
- Schnelle Ladezeiten (<2 Sekunden)
- Schlanke Prozesse (z. Checkout, Formulare)
- Mobilfreundliches, responsives Design – im B2C Bereich „Mobile First“
Visuelles Design & Interaktion
- Starke visuelle Hierarchie (Typografie, Farben, Abstände)
- Klare Call-to-Actions (CTAs)
- Direktes, verständliches Feedback bei Nutzeraktionen
Barrierefreiheit
- Ausreichende Farbkontraste und Schriftgrößen
- Inhalte per Tastatur bedienbar
- Alternativtexte für Bilder und Icons
- Unterstützung für Screenreader
Kontinuierliche Verbesserung (geplant)
- Regelmäßige UX-Tests
- Regelmäßige Nutzerbefragung
- Möglichkeit für Nutzer Feedback zu geben
Die Geschichte von User Experience
Bereits im 1. Jahrhundert v. Christus definierte der römische Ingenieur Vitruv erste Kriterien für das Nutzererlebnis: firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas (Schönheit). Als Architekt und Designer bezogen sich diese Kriterien auf den Bau und das Erleben von Gebäuden. Doch die Begriffe lassen sich auch auf die aktuelle Zeit anwenden: Bei einer Software bedeutet die Festigkeit beispielsweise, dass sie stabil läuft und hohe Datensicherheit bietet.
Frühe Entwicklungen in der User Experience lassen sich zudem bis ins Maschinenzeitalter im 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Insbesondere Frederick Winslow Taylor und später Henry Ford forschten nach neuen Wegen, um die Arbeit an den Maschinen effizienter und produktiver zu gestalten.
Mitte der 1990er Jahre prägte Donald Norman, ein US-amerikanischer Professor für Kognitionswissenschaften und Informatik, den Begriff der User Experience.
Verstärkt wurde das Interesse an UX durch den digitalen Wandel. Dieser hat Mensch-Computer-Interkationen in so gut wie alle Lebensbereiche gebracht. Während Usability bereits vorher eine Rolle in der Software-Entwicklung gespielt hat, rückte die User Experience und damit Gefühle, Motive und Werte der Nutzer weiter in den Vordergrund.
Auch das Wachstum von Websites und die Nutzung des Internets durch die breite Masse gaben der Bedeutung von UX einen großen Schub. Bei der Website-Gestaltung mussten nun neben der Benutzerfreundlichkeit auch Marketing-Aspekte und ästhetische Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Website und Softwares sollten nicht mehr nur reibungslos funktionieren, sondern User auch optisch ansprechen und möglichst intuitiv durch das System führen. Denn User Experience setzt die Erwartung voraus, dass Erlebnisse einwandfrei funktionieren und der Benutzer Freude bei der Anwendung hat.
UX Trends
Die digitale Welt verändert sich schnell und damit auch die Erwartungen der Nutzer. Hier sind die wichtigsten UX-Trends, die Sie kennen sollten:
1. KI-gestützte Hyper-Personalisierung
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Nutzererfahrung: Websites und Apps reagieren nicht mehr nur auf Klicks, sondern lernen aus Verhalten, Standort, Tageszeit oder sogar Emotionen. So werden Inhalte, Empfehlungen und Designs in Echtzeit individuell angepasst. Ziel ist eine Nutzerführung, die proaktiv statt reaktiv funktioniert und sich dem User anpasst.
2. Accessibility wird Standard, nicht Ausnahme
Durch das Barrierefreiheitsgesetz für viele digitale Produkte wird inklusives Design Pflicht. Doch auch jenseits gesetzlicher Vorgaben wächst das Bewusstsein für barrierefreie UX. Gute Designs denken an Kontraste, klare Sprache, Screenreader-Kompatibilität und Tastaturnavigation. Der Trend geht zur UX, die alle Menschen erreicht und einschließt.
3. Nachhaltiges UX-Design
Green UX gewinnt an Bedeutung: Immer mehr Unternehmen optimieren ihre digitalen Produkte im Hinblick auf Energieverbrauch, Datenmengen und CO₂-Fußabdruck. Minimalistische Oberflächen, Dark Modes, optimierte Ladezeiten und ressourcenschonende Bildformate sind nicht nur gut für die Umwelt – sie verbessern auch die Performance und damit das Nutzererlebnis.
4. Zero-UI & multimodale Interfaces
Ob durch Sprache, Gesten oder biometrische Eingabe – Interfaces verschwinden zunehmend in den Hintergrund. Der Trend geht hin zu „unsichtbaren“ Nutzeroberflächen, bei denen der Fokus auf dem Erlebnis liegt, nicht auf dem Interface selbst. Voice Interfaces und Natural Language Interaction (NLI) werden damit zu Schlüsseltechnologien, besonders in Smart-Home-, Automotive- und Wearable-Anwendungen.
5. Emotionen als UX-Faktor: Micro-Interactions & Emotional Design
Kleine Dinge machen oft den Unterschied: animierte Buttons, smarte Lade-Feedbacks oder charmante Microcopy (z. B. humorvolle Fehlermeldungen) steigern die emotionale Bindung. Emotionales Design zielt darauf, UX nicht nur funktional, sondern menschlich zu gestalten – durch Empathie, Tonalität und Authentizität. Nutzer erinnern sich nicht an jedes Detail – aber an das Gefühl, das eine App bei ihnen ausgelöst hat.
Gute User Experience sichert die langfristige Nutzung
Gute User Experience stellt sicher, dass Anwendungen reibungslos funktionieren, intuitiv sind und dem User bei der Nutzung Spaß machen. Hierzu müssen Usability, Look und Feel stimmen und zusammenspielen.
UX spielt nicht nur eine wichtige Rolle für die Entwicklung eigener Produkte, sondern auch für die Auswahl der richtigen Business-Software. Denn wenn ein Produkt nicht nur effektiv und effizient zu bedienen ist, sondern auch einen Mehrwert schafft und dem Nutzer ein positives Erlebnis bietet, wird es auch langfristig genutzt und das komplette Potenzial ausgeschöpft.
Veröffentlicht am 28.09.2022
Aktualisiert am 23.07.2025